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Vorwort

Vorwort

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Barbara Hayoz (Verwaltungsratspräsidentin) und Peter Gisler (Chief Executive Director)

Die Schweizerische Exportrisikoversicherung (SERV) kann einmal mehr auf ein spannendes Geschäftsjahr zurückblicken. Das vergangene Jahr war geprägt von der Unsicherheit in den Exportmärkten sowie den aktuellen geopolitischen Entwicklungen mit ihren protektionistischen Folgen. Die SERV beobachtet in vielen Märkten das Aufkommen industriepolitischer Massnahmen und sieht die Gefahr eines internationalen Subventionswettlaufs aufkommen, bei dem die jeweiligen Export Credit Agencies (ECA) eine wesentliche Rolle spielen. Demgegenüber setzt die Schweiz weiterhin auf gute Rahmenbedingungen für die Exportindustrie.

Auswirkungen der Geopolitik

Die geopolitischen Entwicklungen – die Intensivierung des Wettbewerbs zwischen China und den USA, der Russland-Ukraine-Krieg, die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten, die Verlangsamung oder teilweise Umkehr der Globalisierung und vieles mehr haben direkten Einfluss auf das Geschäft der SERV und dasjenige ihrer Kundinnen und Kunden.

Die hohe Inflation, volatile Rohstoff- und Energiepreise, Handelsstreitigkeiten und Sanktionen sowie die Restrukturierung globaler Lieferketten trüben vielerorts die Wirtschaftsaussichten. Auch die Staatsfinanzen und die Schuldenbelastung vieler Emerging- und Frontier-Markets sind negativ betroffen von erhöhten Importpreisen, Subventionszahlungen und den hohen Zinsen an den Kapitalmärkten. Hinzu kommt die politische Unsicherheit aufgrund von sozialen Unruhen, Terrorismus sowie inner- und zwischenstaatlichen Konflikten. Insgesamt bestehen damit global erhöhte Risiken und Unsicherheiten.

Die exportorientierten Unternehmen der Schweiz sind direkt dem Einfluss dieser geopolitischen Disruptionen ausgesetzt. Sie sind nicht nur durch die Verfügbarkeit und die Kosten von Rohstoffen und Energie, der Wahl von Produktionsstandorten und der Störung von Lieferketten herausgefordert, sondern auch durch die strategische Ausrichtung auf bestimmte Absatzmärkte und ein allgemein erhöhtes Zahlungsrisiko. Wie haben diese Entwicklungen das Geschäftsergebnis der SERV im Berichtsjahr beeinflusst?

Entwicklung 2023

Das Neuexposure reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr (2022 CHF 4,7 Mrd.) leicht auf CHF 4,4 Mrd., was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Anzahl ausgestellter Versicherungspolicen (VP) um 131 tiefer war. Die neu ausgestellten Grundsätzlichen Versicherungszusagen (GV) von total 129 haben sich auf dem Vorjahresniveau halten können. Im Berichtsjahr weist die SERV einen ausserordentlich hohen Schadenaufwand von CHF 222 Mio. auf, welcher hauptsächlich durch die Zahlungsausfälle von Äthiopien und Ghana verursacht wurde. Es hat sich dieses Jahr exemplarisch gezeigt, dass das positive Unternehmensergebnis von CHF 13,4 Mio. stark von Sondereffekten wie vorzeitiger Vertragsauflösung, Zinserträgen aus Umschuldungsabkommen und Währungsgewinnen beeinflusst wurde. Die Zinserträge aus den Anlagen bei der Bundestresorerie von CHF 33,5 Mio. haben ein Niveau erreicht wie zu den Gründungsjahren der SERV 2007–2009 und decken damit vollständig die Personal- und Sachkosten.

Wie kann die SERV die schweizerische Exportwirtschaft im kommenden herausfordernden Jahr noch wirksamer unterstützen? Zum Beispiel in der Erschliessung neuer Märkte, die durch das Nearshoring an Bedeutung gewinnen oder im Aufbau robusterer Lieferketten. Die SERV unterstützt die Unternehmen dabei, sich gegen erhöhte Risiken in den Exportmärkten abzusichern. Für die SERV bedeutet eine erhöhte Unsicherheit potenziell eine erhöhte Nachfrage nach ihren Versicherungen, zugleich besteht ein höheres Schadenpotenzial.

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«Und so gilt am Ende des Jahres 2023: Eine Welt im Wandel birgt neue Herausforderungen, sie eröffnet aber auch Chancen.»

Barbara Hayoz

Verwaltungsratspräsidentin

Die SERV erweist sich wie bis anhin als wichtiges Instrument der schweizerischen Aussenwirtschaftsförderung. Ihre Strategie und Eckwerte haben sich in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit bewährt. Mit ihren Garantie- und Versicherungsleistungen trägt sie massgeblich dazu bei, dass die heimische Exportwirtschaft in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich auftreten kann.

Für die neue Strategieperiode 2024–2027 hat der Bundesrat die SERV beauftragt, ihre Rolle als «Trade Facilitator» weiterzuentwickeln und einen wichtigen Beitrag zu leisten, schweizerischen Unternehmen und insbesondere KMU den Zugang zu grossen ausländischen Infrastrukturprojekten zu ermöglichen. Weiter rücken auch Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit in den Vordergrund, wo die SERV durch die Verabschiedung ihrer Klimastrategie bereits eine wichtige Grundlage gelegt hat. Ausserdem legt der Bundesrat Wert darauf, dass die SERV mit ihren Angeboten auch künftig die Bedürfnisse der schweizerischen exportorientierten Unternehmen abdeckt und international wettbewerbsfähig bleibt.

Chancen weltweiter Infrastrukturprojekte

Die vom Verwaltungsrat (VR) verabschiedete Pathfinding-Strategie leitet sich von den strategischen Zielen des Bundesrats ab und hat zum Ziel, Schweizer Unternehmen die Möglichkeit zu geben, sich an grossen internationalen Infrastrukturprojekten zu beteiligen, ihre internationale Präsenz zu erweitern und damit ihren nachhaltigen Erfolg zu sichern. Angesichts des grossen weltweiten Bedarfs an Infrastrukturinvestitionen, insbesondere auch in Bezug auf den Klimaschutz, eröffnen sich Chancen für Schweizer Unternehmen und insbesondere KMU. In diesem Zusammenhang ist die sehr enge Kooperation der SERV mit ihren Partnern im Rahmen des «Team Switzerland Infrastructure» hervorzuheben. Neben der SERV gehören aktuell die relevanten Organisationen in der Schweiz insbesondere das SECO, Switzerland Global Enterprise (S-GE), Swissmem, Swissrail und die suisse.ing dazu.

Die SERV werden in den nächsten Jahren zudem Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Transformation zu einer klimaneutraleren Wirtschaft beschäftigen. All dies wird überlagert von den Folgen des Klimawandels wie Hitzewellen und Biodiversitätsverlust. Dabei arbeitet die SERV eigenwirtschaftlich und finanziert sich selbst.

SERV-Gesetz überprüfen

Anpassungsfähigkeit, um für den Krisenfall sowie für den Strukturwandel gewappnet zu sein, betrifft nicht nur die exportorientierten Unternehmen, sondern auch die SERV. Die Rechtsgrundlagen der SERV sind schon eine Weile in Kraft. Abgesehen von einer punktuellen Anpassung nach der Finanzkrise wurde das SERV-Gesetz (SERVG) nie mehr systematisch überprüft. Die SERV erachtet es daher als wichtig, dass eine Gesetzesrevision mit Blick auf die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Exportwirtschaft geprüft wird.

Grundsätzlich geht es darum, wie die SERV mit dem Wandel von den klassischen bipolaren Handelsbeziehungen zu einer global vernetzten Wirtschaft umgehen soll. Dieser Wandel, der schon lange im Gang ist, führt zur weltweiten Integration von Märkten, Unternehmen, Wertschöpfungen und Finanzierungen – mit der Folge, dass sich die nationale Zuordnung von Wirtschaftsleistungen verwischt und das klassische Exportgeschäft mit neuen, multinationalen Elementen infiltriert wird.

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«Die SERV ist strategisch und strukturell gut aufgestellt, um ihren Wandel hin zu einem ‹Trade Facilitator› voranzutreiben. Damit will sie insbesondere die Schweizer Exportwirtschaft stärken und Unternehmen Zugang zu Infrastrukturprojekten ermöglichen.»

Peter Gisler

Chief Executive Officer

In diesem Umfeld muss die Attraktivität des Standorts Schweiz für Unternehmen erhalten werden, die andernorts auf die Unterstützung von Exportkreditversicherungen zählen können.

Im Namen der SERV und aller Mitarbeitenden möchten wir uns herzlich bei unseren Kundinnen und Kunden für die Zusammenarbeit, das Vertrauen und die Treue in diesen herausfordernden Zeiten bedanken. Wir freuen uns, Ihnen weiterhin tatkräftig bei Ihren Exportgeschäften zur Seite stehen zu können.

Barbara Hayoz

Verwaltungsratspräsidentin

Peter Gisler

Chief Executive Officer

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