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Finanzbericht

Finanzbericht

Rechtliche Grundlagen

Im SERV-Gesetz (SERVG) und in der SERV-Verordnung (SERV-V) sind die grundlegenden Anforderungen an die Rechnungslegung der SERV formuliert. Die SERV hat eine eigene Rechnung zu führen, als Versicherung eigenwirtschaftlich zu arbeiten und die Risiken für staatliche und private Schuldner getrennt zu bewirtschaften. Um diese Anforderungen zu erfüllen, erstellt die SERV auf das Abschlussdatum hin eine Jahresrechnung (vgl. PDF, Jahresrechnung, S. 48–66), die aus Erfolgsrechnung, Bilanz, Geldflussrechnung, Eigenwirtschaftlichkeitsnachweis, Spartenrechnung und Anhang besteht.

Gemäss Art. 29 SERVG muss die SERV ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage in einer Spartenrechnung darstellen. Diese umfasst eine Erfolgsrechnung sowie eine Bilanz nach den drei Sparten «Staatliche Schuldner», «Private Schuldner ohne Delkredere» und «Private Schuldner mit Delkredere».

Die Rechnungslegung folgt den allgemeinen Grundsätzen der Wesentlichkeit, der Verständlichkeit, der Stetigkeit sowie der Bruttodarstellung und orientiert sich an allgemein anerkannten Standards (Art. 29 Abs. 3 SERVG).

Die SERV veröffentlicht im Anhang zur Jahresrechnung eine Zusammenfassung ihrer Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze (BBG) gemäss Art. 29 Abs. 4 SERVG und führt den Kapitalnachweis. Als Mindestanforderungen für die BBG gelten die entsprechenden Finanzhaushaltsbestimmungen des Bundes (Art. 21 Abs. 1 SERV-V). Im Kapitel Corporate Governance berichtet die SERV über die Vergütungen an die Mitglieder des Verwaltungsrats (VR) und der Geschäftsleitung.

Erläuterungen zu einzelnen Positionen der Erfolgsrechnung, der Bilanz und der Spartenrechnung sind im Anhang zu finden. Dort werden Positionen, die in der Jahresrechnung als Nettopositionen dargestellt sind, aufgeschlüsselt und so die Herleitung der Ergebnisse erklärt. Das ist insbesondere bei den Forderungen aus Schäden, den Forderungen aus Restrukturierungen, den Guthaben aus Umschuldungsabkommen sowie den Schadenrückstellungen von Bedeutung, da diese gemäss den BBG bewertet und als Nettoposition bilanziert werden.

Erfolgsrechnung

Das 14. Geschäftsjahr schliesst die SERV mit einem negativen Unternehmensergebnis (UER) von CHF −81,5 Mio. (Vorjahr: CHF 55,4 Mio.) ab und weist einen negativen Betriebserfolg in gleicher Höhe aus.

Die Covid-19-Pandemie machte sich bei den Erlösen aus Prämien (CHF 71,6 Mio.) mit etwas Verzögerung ab August bemerkbar. 92 Prozent der Erlöse aus Prämien stammten aus den ersten sieben Monaten des Geschäftsjahres. Im Mehrjahresvergleich handelt es sich hinsichtlich Prämien um ein leicht unterdurchschnittliches Geschäftsjahr. Die durchschnittlichen Erlöse aus Prämien beliefen sich auf CHF 77,2 Mio. Mit CHF 89,8 Mio. erzielte die SERV auf Stufe verdiente Prämien das zweithöchste Ergebnis seit ihrem Bestehen. Lediglich im Rekordjahr 2018 war dieser Wert mit CHF 94,5 Mio. höher. Im Gegensatz zum Geschäftsjahr 2018 wurden im aktuellen Geschäftsjahr mehr verdiente Prämien aufgelöst (CHF 73,5 Mio.) als gebildet (CHF 55,3 Mio.). Das bedeutet, dass die SERV im Geschäftsjahr 2020 von Prämienreserven profitierte, die sie in den Vorjahren durch hohe Prämienerlöse bilden konnte. Die BBG sehen die Bildung von unverdienten Prämien in Höhe von 80 Prozent bei der Rechnungsstellung für die Prämien vor. 

Verdiente Prämien

in CHF Mio.

89,8

Der Abwärtstrend beim Zinsertrag aus Umschuldungsabkommen hielt weiterhin an. Grund hierfür war, dass in den Vorjahren die Forderungen aus Umschuldungen planmässig abnahmen. 2020 konnten Argentinien, Kuba und Pakistan unter anderem wegen der Covid-19-Pandemie ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Diejenigen Länder, die ihren Zahlungsverpflichtungen nachkamen, weisen tiefere zu verzinsende Schulden auf, weshalb sich der Zinsertrag aus Umschuldungen auf einem Tiefstwert von CHF 1,3 Mio. befand (Vorjahr CHF 15,1 Mio.).

Der hohe Schadenaufwand prägte das Geschäftsjahr 2020 ab dem 1. Quartal.  Es war mit CHF 167,9 Mio. mit Abstand der höchste Schadenaufwand, den die SERV seit ihrem Bestehen auswies. Einen Schadenaufwand im dreistelligen Millionenbereich gab es bereits in den Geschäftsjahren 2011 (CHF 123,3 Mio.) und 2018 (CHF 104,5 Mio.). Trotz diesen drei schadenintensiven Jahren wies die SERV seit Bestehen einen durchschnittlichen Schadenaufwand von CHF 52,0 Mio. aus. Die definitiven Ausbuchungen von Forderungen in Höhe von insgesamt CHF 11,8 Mio. betrafen Risiken in den Ländern Ecuador, Frankreich, Italien, Oman, Paraguay, Schweiz, Spanien sowie der Türkei. Der übrige Schadenaufwand enthielt Kosten für Recovery-Massnahmen in Höhe von CHF 1,2 Mio.

Der Umschuldungserfolg von CHF 11,9 Mio. resultierte aus der Anpassung der Länderrisikokategorie (LK) für Serbien (CHF 4,8 Mio.) und der Auflösung von obsoleten Wertberichtigungen (CHF 7,1 Mio.) für die Abkommen mit Bangladesch, Indonesien, Kamerun und dem Irak.

Die Zunahme beim Personalaufwand (CHF 13,0 Mio.) gegenüber dem Vorjahr (CHF 12,0 Mio.) ist auf die Aufstockung des Personalbestands zurückzuführen. Im Sachaufwand von CHF 6,7 Mio. waren auch dieses Jahr Kosten für das Projekt Transformation SERV (TRS) enthalten, was auch den Grossteil der Abweichung zum Vorjahr (CHF 5,2 Mio.) erklärt. Das Projekt wurde im Anschluss an die 2018 durchgeführte Analyse der Geschäftsprozesse gestartet und hat zum Ziel, das IT-Kernsystem abzulösen und die Geschäftsprozesse der SERV zu optimieren.

Der Finanzerfolg besteht hauptsächlich aus Fremdwährungsdifferenzen und fiel mit CHF −0,3 Mio. für 2020 negativ aus. Wie im Vorjahr wurde das Ergebnis nur marginal von Negativzinsen auf Bankkontoguthaben belastet. Die Tatsache, dass die SERV ausschliesslich bei der Bundestresorerie anlegen darf, führt dazu, dass sie seit 2017 keine Rendite mehr auf ihren Finanzanlagen von derzeit CHF 2,970 Mrd. erzielt. Der Wegfall des Zinsertrags aus Geldanlagen fällt stark ins Gewicht, nachdem er im Gründungsjahr der SERV 2007 noch CHF 29,0 Mio. und bis 2016 durchschnittlich CHF 18,3 Mio. betragen hatte.

Die Tatsache, dass die SERV ausschliesslich bei der Bundestresorerie anlegen darf, führt dazu, dass sie seit 2017 keine Rendite mehr auf ihren Finanzanlagen von derzeit CHF 2,970 Mrd. erzielt.

Bilanz

Bei den Aktiven nahmen die flüssigen Mittel gegenüber 2019 um CHF 23,5 Mio. zu. Die SERV versucht, den Bestand der Kontokorrent-Guthaben tief zu halten, um möglichst wenig Negativzinsen zahlen zu müssen. 

Das Ausbleiben von grösseren Rückzahlungen aus Umschuldungsabkommen (insbesondere aus Argentinien und Pakistan) hatte zur Folge, dass im Berichtsjahr die Finanzanlagen nicht wie in den Vorjahren zunahmen, sondern um CHF 10,0 Mio. abnahmen. Diese Mittel wurden für die Auszahlung von Schäden eingesetzt. Die Forderungen aus Umschuldungsabkommen nahmen im Berichtsjahr um lediglich CHF 18,2 Mio. (Vorjahr CHF 64,7 Mio.) ab.

Auf der Passivseite dominierten die Schadenrückstellungen. Gegenüber dem Vorjahr erhöhten sich die Schadenrückstellungen von CHF 133,4 Mio. auf CHF 233,6 Mio. um CHF 100,2 Mio. Die grössten Schadenrückstellungen betrafen Risiken in den Ländern Argentinien, Aserbaidschan, Australien, Brasilien, Italien, Kuba, Sambia, Saudi-Arabien, Schweiz, Vereinigte Arabische Emirate und Zypern.

Per 31. Dezember 2020 betrug das Kapital CHF 2,744 Mrd. Es war um CHF 81,5 Mio. tiefer als im Vorjahr.

Die Summe des Risikotragenden Kapitals (RTK) und des Kernkapitals (KEK) von CHF 1,519 Mrd. war um CHF 128,4 Mio. (8%) tiefer als im Vorjahr. Die Abnahme ist auf die Zusammensetzung des Portfolios und den Fremdwährungseinfluss, insbesondere der Abwertung von BRL und USD gegenüber dem CHF zurückzuführen. Die Ausgleichsreserve (ARE) nahm um CHF 183,8 Mio. auf CHF 1,307 Mrd. (16%) zu. Die ARE ermöglicht der SERV, grössere Schwankungen aufzufangen, denen sie ausgesetzt ist, wenn infolge politischer oder wirtschaftlicher Krisen Länder und Schuldner schlechter bewertet werden müssen oder hohe Schäden anfallen. Gleichzeitig erlaubt diese Reserve der SERV, weiterhin Risiken für Exportgeschäfte abzusichern.

Insgesamt verfügt die SERV über eine gute Kapitalbasis, um ihren gesetzlichen Auftrag zur Förderung der schweizerischen Exportwirtschaft auch in Zeiten unsicherer Wirtschaftsaussichten mit guten Versicherungslösungen zu erfüllen. Gleichzeitig ist die SERV in der Lage, eine verschlechterte Risikobewertung von Ländern und Unternehmen auszugleichen, und verfügt über das notwendige Polster zur Bewältigung von allfälligen Krisen.

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«Die Ausgleichsreserve von 1,3 Milliarden Franken kann Jahre mit hohem Schadenaufwand abfedern und erlaubt es der SERV gleichzeitig, weiterhin Risiken für Schweizer Exportgeschäfte abzusichern.»

Lars Ponterlitschek

Chief Financial Officer

Geldflussrechnung

Die Geldflussrechnung (vgl. PDF, Geldflussrechnung, S. 50) wies 2020 eine Nettozunahme der Mittel von CHF 13,5 Mio. aus (2019: CHF 134,4 Mio.). In den Vorjahren generierte die SERV durchschnittlich CHF 130,7 Mio. Mittel. Die SERV verfügt mit 3,002 Mrd. bestehend aus flüssigen Mitteln und Festgeldanlagen weiterhin über eine sehr gute Liquidität.

Der Geldfluss aus Geschäftstätigkeit wies einen negativen Betrag in Höhe von CHF 13,3 Mio. aus. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Geschäftsjahr 2020 CHF 19,0 Mio. mehr Zahlungen für Schäden und CHF 0,2 Mio. für Personal und Betrieb geleistet. Gleichzeitig gingen die Prämienzahlungen um CHF 5,5 Mio. und die Schadenrückzahlungen um CHF 7,1 Mio. zurück.  

Der Geldfluss aus der Investitionstätigkeit umfasst sowohl regelmässige wie nicht planbare vorzeitige Rückzahlungen von Guthaben aus Umschuldungsabkommen und deren Zinsen. Mit CHF 28,2 Mio. wies dieser Bereich den tiefsten Wert seit Bestehen der SERV aus. Grund dafür sind ausgebliebene Zahlungen aufgrund von pandemiebedingten Stundungsanträgen (Kamerun und Pakistan) und Neuverhandlungsanträgen von bestehenden Umschuldungsabkommen (Argentinien und Kuba). Der durchschnittliche Geldfluss für diesen Bereich betrug in den Vorjahren CHF 114,6 Mio. Markant war im Vergleich zum Gründungsjahr der SERV 2007 die Halbierung der Zahlungen von Zinsen aus Umschuldungsabkommen. Erstmals sind im Geschäftsjahr 2020 Projektkosten für das Transformationsprojekt TRS unter den Immateriellen Anlagen der Höhe von CHF 3,3 Mio. aktiviert worden. Der Geldabfluss in Zusammenhang mit dieser Aktivierung betrug CHF 3,2 Mio.

In der Finanzierungstätigkeit erfolgte eine Teilrückzahlung von CHF 1,4 Mio. einer Bareinlage aufgrund einer Risikoveränderung bei laufenden Bondgarantien.

Eigenwirtschaftlichkeitsnachweis

Die SERV wies 2020 in allen Sparten ein positives Loading aus. Das heisst, die verdienten Prämien überstiegen das versicherungstechnische Risiko, also den erwarteten mittleren Jahresverlust. Dieser entspricht dem für eine Jahresberichtsperiode berechneten theoretischen Mittelwert der mit den entsprechenden Wahrscheinlichkeiten gewichteten möglichen Verluste. Die Berechnung basiert auf Ausfallwahrscheinlichkeiten und angenommenen Wiedereinbringungsquoten.

2020 wiesen alle Sparten mit Ausnahme der Sparte «Private Schuldner ohne Delkredere» auf Betriebsebene (Eigenwirtschaftlichkeit 1) eine Überdeckung aus. Aufgrund der allgemeinen Zinssituation wird seit 2017 kein Zinsertrag aus Geldanlagen realisiert, weshalb die Werte für die Eigenwirtschaftlichkeit 1 und 2 identisch sind. Bis auf Weiteres werden keine substantiellen Beiträge aus Geldanlagen erwartet. Trotz der Unterdeckung bei der Sparte «Private Schuldner ohne Delkredere» bei der Eigenwirtschaftlichkeit 1 und 2 wies die SERV insgesamt über alle Stufen eine deutliche Überdeckung von CHF 34,0 Mio. aus.

Seit der Gründung der SERV betrug die durchschnittliche Überdeckung der Eigenwirtschaftlichkeit 1 in der Hauptsparte «Staatliche Schuldner» CHF 5,9 Mio. und in der Hauptsparte «Private Schuldner» CHF 9,3 Mio. Das heisst, die Eigenwirtschaftlichkeit 1 ist in den Hauptsparten bis heute deutlich übererfüllt. Wenn die Eigenwirtschaftlichkeit auf Betriebsebene (Eigenwirtschaftlichkeit 1) positiv ist, so ist es auch die Eigenwirtschaftlichkeit 2, sofern das Kapital der SERV nicht mit Negativzinsen belastet wird.

Spartenrechnung

Bei der Erfolgsrechnung nach Sparten werden Positionen, die nicht in einem direkten Zusammenhang mit einem Versicherungsgeschäft einer Sparte stehen, mit einem Umlageschlüssel auf die drei Sparten verteilt (vgl. PDF, Anmerkungen zur Jahresrechnung, Anmerkungen zur Erfolgsrechnung nach Sparten 12–18, S. 60). In der Bilanz nach Sparten werden Positionen, bei denen eine Umlage auf die einzelnen Sparten nur eine beschränkte Aussagekraft hätte, nicht zugeteilt.

In der Erfolgsrechnung schlossen die beiden Sparten «Private Schuldner mit Delkredere» und «Staatliche Schuldner» negativ ab. Hauptgrund dafür war der Schadenaufwand, welcher der Bildung von Rückstellungen und Wertberichtigungen entstammt. Der Erfolg der Sparte «Private Schuldner ohne Delkredere» konnte die Verluste der beiden anderen Sparten nicht ausgleichen. Die Erfahrung zeigt, dass die Jahresergebnisse der Spartenrechnung massgeblich durch die jeweils anfallenden Schadenaufwände beeinflusst werden und somit sehr volatil sind.

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