Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit
Die Prüfung der beantragten Versicherungsgeschäfte in den Bereichen Umwelt, Soziales, Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung hat bei der SERV einen hohen Stellenwert.
Bei der Prüfung der Versicherungsanträge werden die internationalen Vorgaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie gemäss Art. 6 Abs. 2 SERV-Gesetz (SERVG) die Grundsätze der schweizerischen Aussenpolitik berücksichtigt. Namentlich handelt es sich hierbei um das friedliche Zusammenleben der Völker, die Achtung der Menschenrechte und die Förderung der Demokratie, die Einhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, die Linderung von Not und Armut in der Welt, aber auch die Wahrung der Unabhängigkeit der Schweiz und ihrer Wohlfahrt. Weitere Anforderungen können sich aus völkerrechtlichen Verpflichtungen der Schweiz ergeben. Für die Beurteilung grösserer, umweltrelevanter Projekte werden bei Bedarf auch Besuche vor Ort durchgeführt. Aufgrund der Reiseeinschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie wurden diese Besuche und Treffen mit Projektbeteiligten virtuell durchgeführt.
Klimastrategie
Die SERV hat sich dem Umwelt- und Ressourcenmanagement der Bundesverwaltung (RUMBA) angeschlossen und rapportiert in diesem Zusammenhang die betriebseigenen Treibhausgasemissionen dem Bund. Die SERV setzt die Vorgaben des Klimapakets des Bundes um und kompensiert sämtliche Treibhausgasemissionen. Die SERV ist somit ein zertifizierter CO2-neutraler Betrieb.
Im Verlauf des Geschäftsjahrs 2020 hat die SERV eine Klimastrategie erarbeitet. Die drei Eckpfeiler der Strategie umfassen den Umgang mit den SERV-eigenen Treibhausgasemissionen, die Integration der Klimarisiken in die Geschäftstätigkeit sowie den Beitrag der SERV zur Dekarbonisierung der Wirtschaft. Die SERV ist in der Ausgestaltung ihrer Klimastrategie nicht frei, sondern muss sich an die Vorgaben des Bundes sowie an die Anforderungen aus SERVG und SERV-Verordnung (SERV-V) halten. Gebunden an ihren gesetzlichen Auftrag kann die SERV zum Beispiel nicht a priori bestimmte Sektoren ausschliessen, wie zum Beispiel fossile Energieträger, sondern muss jeden Versicherungsantrag im Einzelfall prüfen. Die SERV hat aber die Möglichkeit, Projekte mit hohen Treibhausgasemissionen zurückhaltend zu behandeln und gezielt klimapositive Projekte zu fördern.
Die konkrete Ausarbeitung dieser beiden Punkte ist ein wichtiger erste Schritt in der Umsetzung der SERV-Klimastrategie. Der Verwaltungsrat wird sich zu Beginn des Jahres 2021 eingehend mit der Klimastrategie und den Umsetzungsmassnahmen befassen.
Transparenz
Alle Projekte mit einem Lieferwert ab CHF 10,0 Mio. werden vorbehältlich der Zustimmung des Versicherungsnehmers auf der Website der SERV publiziert.
Zudem steht die SERV in regelmässigem Dialog mit den interessierten Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Im Rahmen dieses NGO-Dialogs informiert die SERV über den Geschäftsverlauf und besondere, aktuelle Projekte sowie Entwicklungen innerhalb der SERV und der OECD-Exportkreditgruppe. 2020 fand dieser Austausch digital statt. Neben Vertretern der SERV wohnten die Organisationen WWF, Public Eye, Pro Natura und Transparency International bei. Dieser Austausch wird von allen Beteiligten sehr geschätzt. Die NGOs zeigen sich zufrieden mit der hohen Transparenz der SERV.
Anti-Korruption
Wenn der SERV Informationen vorliegen, dass Antragsteller oder an einer versicherten Transaktion beteiligte Partien in Bestechungsfälle verwickelt sein könnten, muss die SERV aufgrund ihrer Compliance-Policy und den OECD-Bestimmungen vertiefte Abklärungen (Due Diligence) vornehmen.
2020 nahm die SERV bei zwei Antragstellern eine erweiterte Due Diligence vor. In beiden Fällen konnte sie feststellen, dass die Antragsteller aktuell über ein robustes Anti-Bribery-System verfügen und es bei den von der SERV zu deckenden Transaktionen zu keinerlei Unregelmässigkeiten kam.
NACHHALTIGKEITSPRÜFUNG
Monitoring für eine neue Harnstoff-Fabrik
Das Schweizer Unternehmen Casale mit Sitz in Lugano fungiert als Generalunternehmer für die Erstellung einer Harnstoff-Fabrik im russischen Togliatti. Dabei wird die Produktionskapazität von rund 2 800 Tonnen Harnstoff pro Tag auf 5 000 Tonnen erhöht. Vorteil der neuen Fabrik: Der Betreiber kann die neue Fabrik in die bereits bestehende Infrastruktur integrieren und so zusätzliche Umweltbelastungen minimieren. Die Bauarbeiten haben im Oktober 2018 begonnen und sollen bis März 2022 abgeschlossen sein.
Environmental and Social Action Plan (ESAP)
Das Geschäft fällt in die Kategorie B-Projekte der OECD Common Approaches und untersteht daher einer vertieften Prüfung der Einhaltung der Nachhaltigkeitsvorschiften. Die Prüfung hat Anfang 2018 stattgefunden. Wie üblich erfolgte diese durch ein unabhängiges Beratungsunternehmen. Aus der Prüfung entstand ein Massnahmenplan. In diesem sogenannten Environmental and Social Action Plan (ESAP) hält das Beratungsunternehmen fest, welche Massnahmen zur Einhaltung der Anforderungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Menschenrechte getroffen werden müssen. Massgebend sind dabei die Umwelt- und Sozialstandards der internationalen Finanzkorporation und der Weltbank.
Das Beratungsunternehmen erstellte den ESAP in enger Zusammenarbeit mit der SERV, der finanzierenden Bank, Casale und dem örtlichen Betreiber. In diesem Projekt betrafen die Massnahmen für die aktuelle Konstruktionsphase vor allem die Arbeitssicherheit auf der Baustelle und die Zusammenarbeit mit den Unterlieferanten sowie Lärm und Geruchsemissionen, welche die lokale Bevölkerung nicht belasten sollten.
Ein Monitoring unter besonderen Bedingungen
Die Einhaltung dieser Massnahmen wird in der Regel in einem Monitoring beobachtet. Aktuell befindet sich das Projekt in dieser Monitoringphase. Die epidemiologische Lage 2020 erschwerte dieses aber: Besuche vor Ort waren aufgrund der Reiserestriktionen sowie Lockdown-Bestimmungen nicht mehr möglich.
Doch Not macht erfinderisch. So stellte der Käufer dem Beraterteam und der SERV Bildaufnahmen der Baustelle, die mittels einer Drohne aufgenommen wurden, zur Verfügung und Gespräche fanden auf virtuellem Weg statt. «So konnte das Monitoring dennoch auf-rechterhalten werden», erklärt Judith Capello, Vice President, International Relations & Business Policy: «Wir sind mit dem Verlauf zufrieden und sehen diese Art der Zusammenarbeit auch künftig als wertvolle Ergänzung zu den Besichtigungen vor Ort.» Durch den regelmässigen Austausch können Missverständnisse behoben, Know-how vermittelt und korrigierende Massnahmen zeitnah eingeleitet werden.