Vorwort
Vorwort
Lichtblicke in einem herausfordernden Jahr
Schnelle Hilfe in der Krise
Das vergangene Jahr hat sich in unserem kleinen Land und der gesamten Welt wohl für immer einen Platz in den Geschichtsbüchern reserviert. Ein Virus hat uns komplett aus dem «planbaren» Alltag herauskatapultiert, sodass wir innerhalb von wenigen Tagen und Wochen viele, vor allem soziale, Gepflogenheiten für eine geraume Zeit überdenken oder sogar völlig neu definieren mussten.
Die Pandemie traf auch unsere Kundinnen und Kunden unvermittelt und hart. Um sie schnell und unbürokratisch unterstützen zu können, setzte die SERV in enger Absprache mit dem SECO bereits Anfang April 2020 mehrere Massnahmen, die in ihrer Kompetenz lagen, sofort um und veranlasste zusätzliche, wichtige Massnahmen, wie die Erhöhung der Deckungssätze und Anpassung der Wertschöpfungsanforderungen. Auch auf die Geschäftstätigkeit der SERV hatte die Pandemie Auswirkungen.
«Die SERV hat bewiesen, dass sie ihren Auftrag auch in herausfordernden Zeiten erfüllt und die Exporteure in der Krise unterstützt.»
Barbara Hayoz
Verwaltungsratspräsidentin
Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze
Der deutliche Rückgang der Versicherungspolicen (VP) und Grundsätzlichen Versicherungszusagen (GV) in 2019 (778) stabilisierte sich im vergangenen Geschäftsjahr trotz eines nochmaligen Rückgangs von 7 Prozent auf 722. Das totale Neuexposure stieg im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf CHF 3,802 Mrd. Dabei fällt die signifikante Verschiebung im Kurzfristbereich auf. Während das Neuexposure 2019 noch CHF 1,213 Mrd. betrug, beläuft sich dieses im Berichtsjahr auf CHF 1,718 Mrd., was einem Anteil von 45 Prozent am Neugeschäft entspricht. Die SERV musste aufgrund einer Covid-19-bedingten Störung Versicherungen aus dem privaten Markt für einige grössere Exportschäfte in High-Income-Länder übernehmen.
Erst das zweite Mal seit ihrer Gründung im Jahr 2007 schloss die SERV mit einem negativen Unternehmensergebnis ab. Obwohl die verdienten Prämien im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf CHF 89,8 Mio. gesteigert wurden, stand dem ein Rekordschadenaufwand von CHF 167,9 Mio. gegenüber. Dieser beeinflusste das negative Unternehmensergebnis von CHF 81,5 Mio. stark. Die Erfolgsrechnung ist dieses Jahr von hohen Rückstellungen aus Schäden geprägt. Dabei sticht ein Grossschaden im staatlichen Bereich in Sambia von CHF 85,6 Mio. hervor sowie weitere Drohschäden aus versicherten Projekten in Aserbaidschan, Australien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ein Teil davon muss den wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 zugeordnet werden. Mit einem Eigenkapital von CHF 2,744 Mrd. befindet sich die SERV in einer sehr guten finanziellen Verfassung.
2020 war ein unglaubliches Jahr. Aber im Schatten der Pandemie gab es dennoch viele Lichtblicke, die einen ausgesprochen optimistisch in die Zukunft blicken lassen. In Krisen lernt man, was wirklich wichtig ist. Unsere Wirtschaft erwies sich als erstaunlich robust und anpassungsfähig. Zugegeben, es gab im Frühling 2020 eine kritische Phase, als einige globale Lieferketten unterbrochen wurden, aber innerhalb weniger Wochen kam der Warenfluss wieder in Gang. Es wurde fast ohne Unterbruch in den meisten Firmen gearbeitet, in den Fabriken und Handwerksbetrieben, auf den Feldern und Baustellen und selbst in den meisten Dienstleistungsbranchen. Gesamthaft gesehen wurde Beeindruckendes geleistet.
Ausblick
Im Jahr 2021 wird die Ablösung des IT-Kernversicherungssystems durch eine Lösung des französischen Softwareanbieters Tinubu die SERV weiter sehr stark beschäftigen und nebst der professionellen und effizienten Beratung und Bereitstellung von Versicherungslösungen für die Schweizer Exportwirtschaft das Hauptunternehmensziel bilden. Das IT-Jahrzehnteprojekt musste aufgrund gestiegener Komplexität im 4. Quartal 2020 rekalibriert und mit substanziell mehr temporären Ressourcen und einer erweiterten und professionelleren Projektorganisation ausgestattet werden. Damit wurden Grundlagen geschaffen, um der geplanten Inbetriebnahme auf den 1. Januar 2022 zuversichtlich entgegensehen zu können.
«Die SERV muss sich weg von einem Insurer of Last-Resort hin zu einem Trade-Facilitator weiterentwickeln.»
Peter Gisler
Direktor
Zusammen mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft SECO hat die SERV im Juli 2020 ein externes Beratungsunternehmen mit der Durchführung einer Benchmarkanalyse zu staatlichen Exportkreditversicherungen (ECAs) beauftragt. Systematisches Lernen von anderen ECAs ermöglicht es der SERV, neue Strategien zu entwickeln und auf Grundlage eines bewährten Benchmarking-Modells für ECAs noch effizienter zu agieren. Die Ergebnisse dieser Analyse liegen nun vor.
Die SERV erzielt im Vergleich mit anderen staatlichen ECAs sehr gute bis exzellente Effizienzwerte. Damit die SERV sich an der Spitze halten kann, ist es jedoch unabdingbar, sich vom sogenannten Insurer of Last-Resort zu einem Trade-Facilitator weiterzuentwickeln, der noch aktiver im Inland und in ausländischen Märkten auftritt. Will die Schweiz auch künftig ihre Exporteure tatkräftig unterstützen, wird sie zunehmend in einen Zielkonflikt geraten. Einerseits gilt es den in der Schweiz tief verankerten Grundsatz der Subsidiarität zu wahren, anderseits besteht die Gefahr, dass die Schweizer Exporteure aufgrund der stark ausgebauten Unterstützungsmassnahmen anderer Staaten einen systematischen Nachteil gegenüber ihrer ausländischen Konkurrenz erleiden werden. Mit dem vor zwei Jahren eingeführten ECA Pathfinding, das den KMU Zutritt zu ausländischen Infrastrukturprojekten ermöglichen will, hat die SERV einen Schritt in diese Richtung getan. Es werden aber weitere Massnahmen zur langfristigen Förderung und Unterstützung der Schweizer Exportwirtschaft geprüft, wie die Weiterentwicklung der Produktepalette, zum Beispiel die Anpassung der Fabrikationskreditversicherung oder die Reaktivierung und Neukonzeption der Investitionsrisikogarantie.
Unbestritten ist, dass wir noch länger mit den Auswirkungen der Covid-19-Krise beschäftigt sein werden. Die SERV geht daher auch in den kommenden Jahren von einem erhöhten Schadenaufwand aus. Insbesondere in Krisen ist Flexibilität wichtig, um schnell handeln zu können. Wir werden uns deshalb auch in Zukunft an den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden orientieren, um für sie schnell die bestmöglichen Lösungen zu entwickeln und sie bei ihren Geschäften zu unterstützen. Wir bedanken uns im Namen aller Mitarbeitenden vor allem in diesem herausfordernden Jahr für Ihr Vertrauen und blicken zuversichtlich in die Zukunft.
Barbara Hayoz
Verwaltungsratspräsidentin
Peter Gisler
Direktor